Orchideen in Baden-Württemberg
Listera cordata (L.) R.Br.
Kleines Zweiblatt oder Herzblättriges Zweiblatt
Synonyme: keine.
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Merkmale
Rhizomgeophyt. Da Wurzelschösslinge wachsen, wächst die Art gerne truppweise. Die Sprossanlagen für Wurzelschösslinge des Folgejahres sind bereits zur Blütezeit entwickelt.
Im Frühjahr entwickeln sich 2 oberirdische, grüne Laubblätter, aus kräftigeren Pflanzen Blütentriebe. Der Stängel ist zart, 7-14 cm hoch, tief in ein Moospolster eingesenkt. Etwas unterhalb der Stängelmitte folgt ein gegenständiges Blattpaar. Dieses ist behaart, stark genervt, glänzend bis mattgrün, herzförmig, 1,4-2,6 cm lang und 1,4-2,2 cm breit. Der Blütenstand ist locker, allseitswendig, flaumig behaart und 5-10-blütig. Die Tragblätter sind winzig. Der Fruchtknoten ist langgestielt, elliptisch, 4-5 mm lang und 1-2 mm dick, davon ca. 2 mm Stiellänge.
Die Blüten sind durch Drehung des Stieles resupiniert, spornlos, im frischen Zustand weit geöffnet, grün bis gelbgrün gefärbt und oft rotbraun überlaufen. Die Sepalen sind elliptisch, am freien Ende abgerundet, ca. 2 mm lang und ca. 1 mm breit. Die Petalen sind lanzettlich, schmaler als die Sepalen. Die Lippe ist 4-6 mm lang und 2-3 mm breit und tief gespalten. Die Pollinien sind hellgelb, keulenförmig, ohne Viscidien. Die kugeligen, lang-gestielten, aufrechten Früchte nehmen von unten nach oben an Größe ab und sind 4-6 mm lang und 2-3 mm dick, davon Stiellänge 2 mm, am freien Ende mit Blütenresten. Die Samen sind klein, ca. 0,5 mm lang und halb so breit.
Vegetations- und Blühzeiten
Die Blütezeit ist je nach Höhenlage Anfang Mai bis Ende Juli. Der Fruchtansatz beträgt 24%. Die Fruchtreife setzt ähnlich wie bei Listera ovata noch während der Blütezeit ein, so dass man am gleichen Exemplar im unteren Bereich ausgereifte Früchte und im obersten noch knospende Blüten finden kann. Dies spricht dafür, dass meist Selbstbestäubung vorkommt. Aber auch verschiedenste Bestäuber wurden auf der Art beobachtet. Darwin (1862) beschrieb den raffinierten Bestäubungsmechanismus zuerst. Die Pflanzen ziehen früh zurück, und Ende September sind sie völlig verschwunden. Das gesellige Vorkommen beruht auf vegetativer Vermehrung durch Umbildung von Wurzeln in Sprosse.
Variabilität
Die Variabilität dieser Art ist gering. Selten findet man drei oder auch vier Stängelblätter. Auch die Blütenfärbung kann unterschiedlich sein. Diese kann gelblichgrün oder olivgrün sein, meist ist sie aber bräunlichrot überdeckt. Auch sind Monstrositäten mit geteiltem Blütenstand oder lippenlosen Blüten bekannt, wie auch die Form der Lippe variabel sein kann.
Hybriden
Es sind keine Hybriden bekannt. Weder mit der anderen Listera-Art noch mit anderen Arten von heimischen Orchideen.
Unterscheidung von ähnlichen Arten
Wichtigste Unterschiede zu anderen Arten: Beim Großen Zweiblatt sind die deutlich größeren Blätter breit-eiförmig, beim Kleinen Zweiblatt sind die herzförmigen Blätter viel kleiner und sitzen höher am Stängel. Sonst ist diese Art unverwechselbar.
Wuchsorte
Man findet die Art auf nassen, nährstoff- und basenarmen, sauren Torf- und Moorböden. Das sind ältere, moosige Fichtenwälder, Bergkiefern-Gestrüppe, nährstoffarme Moore und Moorwälder sowie Laub- und Nadelwälder auf nährstoffarmen Böden.
Verbreitung
Die Verbreitung umfasst die Hochlagen der Mittelgebirge wie in Baden-Württemberg den Schwarzwald, darüber hinaus gibt es noch einzelne Vorkommen in Oberschwaben und anderen Gebieten wie die Verbreitungskarte zeigt.
Gefährdung
Die Art ist in Baden-Württemberg als nicht gefährdet eingestuft worden. Durch die Biotopveränderungen der letzten Jahre sollte diese Einstufung geändert und eine andere Gefährdungskategorie dokumentiert werden.
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Listera cordata. - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg): Die Orchideen Deutschlands: 493–497. - Uhlstädt-Kirchhasel.
Künkele, S. & H. Baumann (1998): Listera cordata - In: Sebald & al. (Hrsg): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 8: 326-328. - Stuttgart.
Text: Siegfried Erhardt
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